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Soldaten gingen langsam auseinander. Schweigend kehr-
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ten sie in die grauen Baracken zurück. Der Dienst begann
wieder. Der Unterricht und die Übungen. Toku Yamamoto trat
kreidebleich zu seinen Freunden. Ich gehe in die Kantine",
sagte er. Lebt wohl, vielleicht sehen wir uns nicht mehr. Ich
weiß ja nicht, wann sie mich losschik-ken ..." Er schluckte
mühsam. Sayonara, Jungs, Taroo-san Tatsuno-san, Oka-san,
Sayonara ... Ich, ich ..." Er räusperte sich und fügte, um einen
Scherz bemüht, hinzu: Vergeßt mich nicht. Trinkt auf mein
Andenken eine große Vase heißen Sake."
Vielleicht..., vielleicht ändert sich noch was...", flüsterte
Taroo ohne rechte Überzeugung.
Yamamoto winkte resigniert ab. Mach dir nichts vor, Taroo-
san", sagte er herzlich und rezitierte eine Strophe seines Lieb-
lingsdichters :
Halt' ich auch diese Welt für schlecht und mitleidslos, so
kann ich leider fort nicht fliegen, wie ich möcht', da ich kein
Vogel bin ..."
Am nächsten Morgen wurden die sechs Freiwilligen" - der
siebzehnjährige Toku Yamamoto und seine Kameraden, unter
denen sich zwei Sechzehnjährige befanden - zum Flugplatz
Kagoshima im Süden von Kyushu geschickt.
Am Abend desselben Tages füllte in der verräucherten Kan-
tinenbaracke Kita Oka mit zitternden Händen heißen Sake aus
einer tiefen Vase in kleinere Schalen. Die Hände zitterten ihm
derart, daß nur die Hälfte des Alkohols in die Schalen
gelangte. Der Rest schwappte auf den Tisch. Oka sah ratlos
seine Kameraden an. Bis zur Neige", forderten Taroo und
Tatsuno mit dumpfer Stimme und leerten die Schalen. Dann
hob Taroo den Kopf und flüsterte:
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Halt' ich auch diese Welt
für schlecht und mitleidslos,
so kann ich leider fort
nicht fliegen, wie ich möcht',
da ich kein Vogel bin .. ."
In der Schreibstube der verödeten Stabsbaracke des Vierten
Jagdgeschwaders schleuderte Hauptmann Sotatsu die leere
Rumflasche mit solcher Wucht von sich, daß die Holzwand
erbebte. Der Hauptmann stand auf, taumelte und ließ sich
wieder auf den Stuhl fallen. Sein verschwommener Blick ruhte
auf dem Bild eines Jungen in Fliegeruniform, das vor ihm auf
dem Schreibtisch lag.
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Als Taroo eines Tages im April, genau an seinem siebzehnten
Geburtstag, einen Brief erhielt, begann sein Herz lebhafter zu
schlagen. Der Stempel auf dem Umschlag trug das Zeichen
des Postamtes Oita.
Er befand sich gerade in der Unterkunftsbaracke des Jagd-
geschwaders, als der Unteroffizier vom Dienst ihm den Brief
aushändigte. Taroo wollte das Kuvert sofort aufreißen, als er
jedoch die neugierigen Blicke seiner Kameraden gewahrte,
schob er den Brief gleichmütig in die Tasche des Uniform-
rocks. Wer der Absender war, konnte er sich leicht denken;
denn in Oita kannte er nur einen einzigen Menschen.
Erst nach der Rückkehr von einem Erkundungsflug über
Tanega-shima, als er nach dem Mittagessen ein wenig freie
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Zeit fand, trennte er sich unter einem Vorwand von den
Freunden und verkroch sich im Gebüsch. Zwischen glänzen-
den grünen Blättern mit gelben Flecken, wo er vor neugierigen
Blicken geschützt war, zog er den Brief hervor.
Im Umschlag steckte eine weiße Karte, auf der in der kompli-
zierten Hiragana-Schrift ein kurzes Gedicht aufgezeichnet
war.
Wenn die Lampe niederbrennt
und ich so traurig bin,
kommst du dann nicht zu mir, Geliebter?
Kein Kommentar, keine Nachricht, keine Unterschrift. Eine
Unterschrift war auch überflüssig. Taroo spürte seinen
Herzschlag fast bis hinauf zur Kehle. Den Jungen erfaßte eine
unbändige Lust, nach Oita auszureißen. Wenn sich nur eine
Gelegenheit böte! Wenn er bei einem der Einsätze wieder dort
landen könnte! Vielleicht sollte er ein bißchen nachhelfen,
einen Motorschaden vortäuschen, sich verfliegen ... Nein, das
ging nicht. Kurzurlaub? Daran war gar nicht zu denken. Wie
also konnte er Toyoko wiedersehen? Taroo schlenderte in sein
Quartier, setzte sich in eine Ecke und breitete ein Blatt Papier
vor sich aus. Qualvoll lange überlegte er, wie er antworten
sollte; er strengte sein Gedächtnis an und versuchte, sich an
die in der Schule gelernten Poeme berühmter Dichter zu
erinnern. Endlich entschloß er sich und antwortete, ähnlich
wie Toyoko geschrieben hatte, mit einem Gedicht ohne
Unterschrift und ohne Kommentar. Da er weder ihren Namen
noch ihre Anschrift kannte, schrieb er auf den Umschlag nur:
An Toyoko, Serviererin in der Kantine des Luftstützpunktes
Oita, Bezirk Kyushu", und hoffte, der Brief möge sie
erreichen. Nuwami. Heute fliegen Sie Patrouille im Raum
Kumamoto-Hitoyoshi-Miyakonojio. Vorsicht überm Gebirge,
das Wetter ist schlecht."
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,,Zu Befehl, gnädiger Herr Hauptmann." Nicht übel, Nuwami,
gar nicht übel. Sie haben wieder eine Hellcat abgeschossen.
Das ist schon die vierte, nicht wahr?" Jawohl, gnädiger Herr
Hauptmann." Ein Jagdflieger, selbst der tapferste, empfindet
ebenso wie andere Sterbliche. Er möchte leben, weil er jung
ist. Er möchte lieben, trinken, ins Kino gehen, Auto fahren,
Tennis spielen, er möchte mit den Freunden scherzen, ein
gutes Abendbrot essen, den schönen Mädchen imponieren. Ob
mein Brief sie erreicht hat? Wird sie mir antworten? Wie
komme ich nach Oita?!
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