[ Pobierz całość w formacie PDF ]

iße ich das Fernrohr vom Auge, und überlege, ob es sich um
einen weiblichen oder männlichen Po gehandelt hat. Ich gucke
noch mal.
 Also nackt ist er schon mal. Ich identifiziere den Hintern
eindeutig als den von Tobias.  Wahrscheinlich kommt sie
gleich splitternackt dazu.
 Das Schwein. Magda ist jetzt unsicher, ob Tobias nicht doch
hundertmal mieser ist, als er in seinen korrekten Anwaltsanzü-
gen immer aussieht.
Ich setze das Fernrohr erneut an und & sehe seinen knackigen,
hübschen Hintern, der gerade in die Badewanne steigt. Alleine.
Nur mit Lisas rosa Gummidrachen in der Hand. Tobias lässt
den Drachen traurig übers Wasser fahren und wirkt sehr allein.
 Er vermisst uns tatsächlich! , hauche ich verblüfft, während
ich ihn weiter beobachte.  Was macht er denn jetzt?!
Magda will mir neugierig das Fernrohr aus der Hand nehmen,
doch ich wehre sie ab. Tobias ist, mit dem Gummidrachen in
der Hand, aus der Wanne gestiegen, sieht ihn an, wirft meinen
alten Bademantel über, den ich vergessen habe, schnuppert
243/261
versonnen daran und verlässt mit ernster Miene triefend den
Raum.
 Er hat an meinem Bademantel geschnüffelt! Und jetzt geht er
& 
 Ach, echt? Das war aber ein kurzes Bad mit seinem Gum-
midrachen. Magda sieht mich stirnrunzelnd an.
 Hat ihn wohl zu sehr an uns erinnert , nicke ich und werde
sentimental.  Wir haben früher am liebsten zu zweit und seit
Lisas Geburt zu dritt gebadet.
Wehmütig erinnere ich mich an unsere glücklich-stressige An-
fangszeit mit Lisa zurück. Und aus der Entfernung überwiegen
die glücklichen Momente, und der Schlafhorror der ersten
Wochen tritt in erstaunlich weite Ferne zurück.
 Sag mal, mit Daniel, ist es wohl doch nicht so rosig und schön
wie erhofft? Magda sieht mich an, und mir wird klar, dass sie
irgendwie recht hat.
 Es liegt nicht am Alter. Also seinem. Vielleicht an meinem?
 Wie meinst du das denn jetzt, Nora?
 Naja, ich schätze, in unserem Alter weiß man einfach, was
man will, was einem wichtig ist. Es ist doch mit jedem Typen
das Gleiche. Am Anfang ist alles unfassbar romantisch und
wenn dann der Alltag oder gar noch ein Kind kommt & Daniel
wirkt, als sei ihm alles zu viel. Er macht so viel anders, wie ich
es nicht machen würde, wie es Tobias auch nie gemacht hat.
Ach, was red ich da & 
 Ich weiß, was du meinst. Magda seufzt.  In Erziehungsfragen
und Alltagsdingen auf einem Nenner zu sein, ist nicht so ein-
fach. Das muss oft zusammenwachsen. Bei Ines und mir war
das zum Glück nie ein Problem. Und ich bin froh, dass ich
diese langjährige Beziehung habe. Ich finde es beruhigend und
schön, dass da jemand ist, der für einen da ist, auch wenn man
immer älter und runzliger und & einbrüstiger wird. Willst du
mal meine Brust-Prothese sehen?
244/261
Ich sehe sie überrascht an. Hätte selbst nicht gewagt, sie
danach zu fragen.
 Wenn du magst?
 Inzwischen ja. Sie zeigt sie mir, und ich bin erstaunt, wie
natürlich und formschön sie ist.
Ich nehme sie in den Arm, wir lächeln uns an und dann werfe
ich noch mal einen Blick durchs Piraten-Fernrohr. Ich zucke
zusammen.
 Tobias ist jetzt in Lisas altem Kinderzimmer!
 Was macht er denn da?
 Er sieht sich um; keine Ahnung. Ich platze vor Neugierde.
 Weißt du was, geh doch einfach rüber und klingle bei ihm. Ich
bin mir sicher, er wird sich freuen.
 Bist du verrückt?! Er hat mich mit meiner besten& , also ich
meine mit Jacky betrogen!
 Stimmt auch wieder. Wir seufzen unisono. So laut, dass sich
sogar die Amsel, die sich auf der Terrasse niedergelassen hat,
erschreckt und wegfliegt.
 Schade um seinen Hintern. Der war wirklich niedlich.
Magda nimmt lächelnd meine Hand und tröstet mich.
 Da draußen, da laufen so viele Knackärsche rum. Und außer-
dem hast du doch noch einen jüngeren, bestimmt noch
knackigeren zu Hause.
Ich nicke und frage mich, wo mein zu Hause denn eigentlich
ist. Und dann wird mir klar, dass es immer da sein wird, wo
Lisa ist, und ich fühle mich plötzlich sehr aufgehoben und ge-
borgen und will sofort zu ihr.
***
Am nächsten Morgen gebe ich Lisa in der Kita ab und bin so
froh, dass sie heute das erste Mal freudig glucksend zu Sabine
auf den Arm geht (ihre Arme nach Sabine ausstreckt, als wäre
sie die Mami!), überhaupt nicht weint und sich noch nicht mal
mehr nach mir umguckt. Hallo?! Der bunte Kreisel ist
spannender als ich?! Liebt sie mich nicht mehr? Habe ich als
Mutter versagt oder irgendetwas falsch gemacht? Wieso bin ich
ihr plötzlich so egal, schießt es mir durchs Hirn? Ich weiß, dass
das mütterlich-irrwitzige Gedanken sind und versuche, sie in
die Rubrik Übermutti-Syndrom abzuschieben. Aber sie beg-
leiten mich bis ins Büro und lassen meine Miene, die durch
Jackys Verrat eh schon dunkel umwölkt ist, offenbar aussehen,
als sei ich gerade in ein wüstes Gewitter gekommen.
Benni sieht mich erschrocken an.  Was ist denn passiert,
Nora? Regnet es draußen?
Erst jetzt merke ich, dass ich nach dem Duschen meine Haare
überhaupt nicht gestylt habe. Und das ist mir wirklich noch nie
passiert! Ich gehöre zur Fraktion  Nie ohne Wimperntusche
zum Mülleimer . Meine Haare hängen herunter wie angeklebte
Spaghetti.
 Äh, ja, da, wo ich war, war ein richtiges Unwetter , sage ich
und lasse mich mies gelaunt auf meinen billigen Bürostuhl
plumpsen, der unter meinem Gewicht aufächzt. Schön, dass
man durchs Stillen abnimmt. Und was ist, wenn man nicht stil-
len konnte?!
Ich starre meinen verdorrten Kaktus an.  Tobias hat es hinter
meinem Rücken mit Jacky getrieben, als er noch mit mir
zusammen war.
Benni sieht mich fassungslos an.  Was?! Tobias!? Das ist ja der
Hammer! Ich dachte, so was gibt s nur bei  Gute Zeiten,
schlechte Zeiten !
246/261
 Tja. Mein Leben ist eine einzige Seifenblase. Ich hänge auf
meinem Bürostuhl wie eine verwelkte Tulpe.
Benni starrt mich an, und ich gucke zurück mit diesem Blick:
 Jetzt guck nicht so , aber er guckt noch intensiver, und erst da
merke ich, dass er immer wieder zur Tür starrt, und ich folge
seinem Blick und da steht & Tobias, mit einem großen,
duftenden Strauß weißer Lilien im Arm! Tobias hier?!
Sofort setze ich mich aufrecht hin, streiche meine Spaghetti-
Haare zurück und stottere giftig herum.  Was & was machst du
denn hier?!
Tobias kommt unsicher einen Schritt näher, sieht mich
sehnsüchtig an, und weiß nicht so recht, was er sagen soll. Er
drückt mir einfach den Strauß in die Hand, und da steht zum
Glück Benni auf und lässt uns alleine.  Ich muss mal schnell &
äh & für kleine Mädchen. Und raus ist er.
 Nora, bitte, es tut mir alles so leid, ihr fehlt mir so, bitte, kom-
mt zurück, ich denke, ich kann es, so viele können es, ich den-
ke, ich kann Lisa als mein Kind annehmen. Ich will es doch
so!
Ich starre ihn an, rieche den Lilien und meine Wut im Bauch
ist auf die Ausmaße eines unförmigen Zeppelins an-
geschwollen, der kurz davor ist, mit einem Knall zu
explodieren.
 Du denkst, du kannst es?! Du willst es so?! Und wenn nicht?!
Wenn du sie nicht lieben kannst?! Wie du mich nie nie nie
richtig lieben konntest?! Du bist so ein unsensibler, korrekter,
widerlicher Lackaffe, hier! Ich drücke ihm den Strauß ins [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • dancemix1234.keep.pl